Low-Carb-Ernährung für Sportler: Chance oder Risiko?

Kohlenhydrate und ihre Bedeutung im Sport

Kohlenhydrate sind der wichtigste Energielieferant im Sport. Egal ob beim Sprint, Ausdauerlauf oder Krafttraining – die schnellen Energielieferanten spielen eine zentrale Rolle für die körperliche Leistungsfähigkeit. Sie versorgen Muskeln und Gehirn mit sofort nutzbarer Energie, unterstützen die Regeneration und wirken leistungssteigernd, insbesondere bei intensiven Belastungen. Doch wie genau wirken Kohlenhydrate im Körper, und warum sind sie für Sportler unverzichtbar? In meinem Blogbeitrag werfe ich einen Blick auf ihre Bedeutung im Sport, die Rolle der Glykogenspeicher und die richtige Zufuhr, um das Beste aus jeder Trainingseinheit herauszuholen.

Kohlenhydrate sind das klassische „Muskelbenzin“

Kohlenhydrate sind „das klassische „Muskelbenzin“. Insbesondere bei intensiven oder langen Belastungen greift der Muskel bevorzugt auf Glykogen als Energielieferant zurück, da es im Vergleich zu Fetten effizienter verwertbar ist.

Kohlenhydrate vor dem Training
Eine kohlenhydratreiche Mahlzeit vor dem Training füllt die Glykogenspeicher und verbessert die Leistungsfähigkeit. Daher ist es insbesondere für Ausdauer- und Mannschaftssportler wichtig, mit gefüllten Glykogenspeichern zu starten. Man sollte aber unbedingt auf das richtige Timing achten. Damit der Körper ausreichend Zeit hat, die aufgenommenen Kohlenhydrate zu verwerten, sollten diese rechtzeitig vor einem Training oder Wettkampf aufgenommen werden. Eine generelle Empfehlung ist hier ca. 2-3 Stunden vor einer Belastung eine kohlenhydratreiche Mahlzeit aufzunehmen. Trainiert man z.B. am Nachmittag oder Abend, empfiehlt es sich ein kohlenhydratreiches Frühstück oder Mittagessen zu sich zu nehmen. Wenn man am nächsten Tag wieder intensiv trainieren möchte, oder sogar ein Wettkampf ansteht, sollte auch das Abendessen ausreichende Kohlenhydrate enthalten.

Kohlenhydrate während des Trainings
Werden während eines Trainings oder Wettkampfs keine Kohlenhydrate mehr aufgenommen, sind die Glykogenspeicher je nach sportlicher Intensität meistens nach etwa 60-90 Minuten entleert. Kohlenhydrathaltige Getränke oder Snacks helfen die Energieversorgung aufrechtzuerhalten, das ist insbesondere bei Ausdauerbelastungen über 90 min wichtig. wichtig. Kraftsportler hingegen müssen sich zumeist keine großen Sorgen um ihre Kohlenhydratzufuhr machen, sofern sie keine spezielle Diät vor Wettkämpfen machen.

Kohlenhydrate nach dem Training
Nach dem Sport beschleunigt eine kohlenhydratreiche Ernährung die Glykogenauffüllung und die Regeneration. Im Kraftsport gibt es Überlegungen, durch eine gezielte Kohlenhydratzufuhr, die Insulinausschüttung zu stimulieren und so die Muskelproteinsynthese weiter anzuregen (Insulin wirkt anabol!). Hinweis: Generell sollten in Trainings- und Wettkampfphasen mehr Kohlenhydrate aufgenommen werden, das schließt auch die Tage direkt vor einem Wettkampf ein. Z.B. empfiehlt sich für Fußballspieler/innen eine Kohlenhydrataufnahme von 6-8g pro Kilogramm Körpergewicht und Tag. Für eine intensives Fahrradrennen wie bspw. die „Tour de France“ liegt die Kohlenhydrataufnahmeempfehlung sogar bei 10g pro Kilogramm Körpergewicht und Tag.

►►► An Ruhetagen kann die Kohlenhydratzufuhr dann reduziert werden.

Low Carb im Sport: Geeignet oder hinderlich?

Im Sportbereich wird die Low Carb-Ernährung kontrovers diskutiert. Bei dieser Ernährungsweise wird vor allem auf die Reduzierung von Kohlenhydraten zugunsten von Fetten und Proteinen abzielt. Diese Art der Ernährung kann bei bestimmten Sportarten sinnvoll sein, ist aber nicht für jeden geeignet. Befürworter dieser Ernährungsweise argumentieren, dass der Körper durch eine kohlenhydratreiche Ernährung zu sehr von Kohlenhydraten als Hauptenergiequelle abhängig ist und andererseits die Energiebereitstellung aus Fetten verlernt. Doch wie geeignet ist Low Carb für Sportler, die auf Höchstleistung angewiesen sind?

Sportler, die sich für Low Carb entscheiden, profitieren vor allem in spezifischen Situationen. Die Vorteile sind besonders bei längeren Ausdauerbelastungen oder zur Fettverbrennung relevant:

  • Anpassung des Fettstoffwechsels, wodurch der Körper lernt, Fett effizienter als Energiequelle zu nutzen. Durch die reduzierte Kohlenhydratzufuhr passt sich der Körper an, Fett als primäre Energiequelle zu nutzen (Fettadaption). Dies kann bei Ausdauersportarten wie Marathon oder Triathlon von Vorteil sein, da die Fettreserven des Körpers nahezu unbegrenzt sind.
  • Verstärkte Ketonkörperbildung, dadurch wird mehr Fett oxidiert und bei Ausdauersportarten mit moderater Intensität, kann die Belastung länger aufrechterhalten werden.
  • Nach einer kurzen Anpassungszeit kommt es zu erhöhten Fettoxidationsraten. Diese maximale Menge an Energie (kcal) aus der Fettverbrennung pro Stunde ist mit einer hohen Ausdauerleistung verbunden.
  • Stabiler Blutzuckerspiegel, eine kohlenhydratarme Ernährung minimiert Blutzuckerschwankungen und Heißhungerattacken. Dies ist besonders für Ausdauersportler wichtig, die auf eine gleichmäßige Energiezufuhr angewiesen sind.
  • Low Carb kann dazu beitragen, das Körpergewicht zu reduzieren oder zu halten. Dies ist vor allem in Sportarten mit Gewichtsklassen (z. B. Boxen) oder für Athleten, die ihre Beweglichkeit verbessern möchten, nützlich.
  • Einige Studien deuten darauf hin, dass die Low-Carb-Diät die Effizienz der Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen) verbessern kann, was die Ausdauerleistung unterstützt.

Trotz der potenziellen Vorteile gibt es auch deutliche Einschränkungen und Nachteile, die besonders bei Sportarten mit hoher Intensität zum Tragen kommen:

  • Weniger Kohlenhydrate bedeuten, dass die Glykogenspeicher begrenzt sind. Dies kann zu einer Einschränkung der Leistungsfähigkeit führen, besonders bei hochintensiven Aktivitäten wie Sprints, Fußball oder CrossFit.
  • Ohne ausreichende Kohlenhydrate ist der Körper weniger leistungsfähig bei Aktivitäten, die schnelle Energie erfordern. Dies gilt auch für hochintensive Intervallbelastungen.
  • Nach intensiven Belastungen dauert es länger, die Glykogenspeicher wieder aufzufüllen. Da der Körper weniger effizient auf Kohlenhydrate als Energiequelle zurückgreifen kann, was wiederum die Erholungszeit verlängern kann.
  • In den ersten Wochen einer Low-Carb-Diät klagen viele Sportler über Müdigkeit, Schwäche und eingeschränkte Leistungsfähigkeit („Keto-Grippe“). Der Körper benötigt Zeit, um sich an die Nutzung von Fetten als Hauptenergiequelle zu

In wieweit eine Low Carb Ernährung im Sport zielführend ist, hängt nicht zuletzt von den Belastungsparametern der Sportart wie Häufigkeit, Dauer und Intensität ab. Für Sportler, die auf maximale Schnellkraft oder Explosivität angewiesen sind, ist eine Low-Carb-Diät oft ungeeignet. Unzweifelhaft ist jedoch, dass bei täglichem Training und einer Low Carb Ernährung der Glykogengehalt in der Muskulatur sinkt. Dieser Effekt kann in Ruhephasen durch eine energiereiche Kost mit viel Fetten und Proteinen teilweise kompensiert werden. Dennoch wäre bei täglichem Training sowie auch bei mehrtägigen Wettkämpfen eine kohlenhydratarme Ernährungsweise eher nachteilig.

Low-Carb-Strategien im Sport

Für Athleten, die Low Carb ausprobieren möchten, gibt es verschiedene Ansätze, um die Vorteile zu maximieren und die Nachteile zu minimieren:

  1. Cyclic Low Carb
    Bei dieser Methode wechseln sich kohlenhydratarme und -reiche Tage ab. An intensiven Trainingstagen werden mehr Kohlenhydrate konsumiert, um die Glykogenspeicher aufzufüllen. An Ruhetagen bleibt die Ernährung kohlenhydratarm.
  2. Targeted Low Carb
    Hierbei werden Kohlenhydrate gezielt vor oder nach dem Training aufgenommen, um die Leistungsfähigkeit zu erhalten und die Regeneration zu unterstützen.
  3. Ketogene Diät für Ausdauersportler
    Für ultralange Belastungen kann die ketogene Ernährung von Vorteil sein, da der Körper effizient Fett nutzt und weniger auf begrenzte Glykogenspeicher angewiesen ist.

Für wen ist Low Carb im Sport geeignet?

Geeignet für:

  • Ausdauersportler mit geringer bis mittlerer Intensität: Läufer, Radfahrer oder Wanderer können von einer besseren Fettverbrennung profitieren.
  • Sportler mit dem Ziel Fettverlust: Low Carb kann beim Gewichtsmanagement helfen, ohne die Grundlagenausdauer zu beeinträchtigen.
  • Athleten mit metabolischen Erkrankungen: Menschen mit Insulinresistenz oder Diabetes können von stabileren Blutzuckerwerten profitieren.


Weniger geeignet für:

  • Hochintensive Sportarten: Sprinter, Fußballer oder CrossFit-Athleten benötigen schnelle Energie aus Kohlenhydraten.
  • Athleten in Kraft- und Schnellkraftsportarten: Hier sind volle Glykogenspeicher entscheidend für maximale Leistung.
  • Sportler mit hoher Trainingsfrequenz: Ohne schnelle Glykogenauffüllung könnte die Regeneration beeinträchtigt werden.

Praktische Tipps für Sportler auf Low Carb

  1. Langsame Umstellung: Führen Sie die Low-Carb-Diät schrittweise ein, um dem Körper Zeit zur Anpassung zu geben.
  2. Ausreichend Fett und Protein: Stellen Sie sicher, dass Sie genug gesunde Fette (z. B. Avocado, Nüsse) und Proteine (z. B. Eier, Fisch) aufnehmen.
  3. Timing der Kohlenhydrate: Platzieren Sie Kohlenhydrate gezielt rund um das Training, falls notwendig.
  4. Elektrolyte ausgleichen: Eine Low-Carb-Diät führt oft zu einem Verlust von Natrium, Magnesium und Kalium. Sorgen Sie für eine ausreichende Zufuhr.
  5. Regelmäßige Leistungschecks: Beobachten Sie Ihre Leistungsfähigkeit und passen Sie die Ernährung entsprechend an.

Fazit

Low-Carb-Diäten können in bestimmten Situationen sinnvoll sein, Sie ist besonders für Ausdauersportler mit geringer bis mittlerer Intensität geeignet, während sie für hochintensive oder kraftbasierte Sportarten mit hohem Energieumsatz oft nicht ideal ist. Für diese Sportarten bleibt eine ausreichende Kohlenhydratzufuhr essenziell. Die Wahl der richtigen Ernährungsstrategie sollte immer an die individuellen Bedürfnisse wie der Sportart, den Trainingszeiten und-zyklen sowie dem eigenen Lebensstil angepasst sein, um die Gesundheit und Leistungsfähigkeit optimal zu fördern. Mit den richtigen Strategien kann Low Carb eine wertvolle Ergänzung im Ernährungsarsenal eines Sportlers sein.

Bildnachweis: Beitragsbild mit KI-generiert; Schaubild Akademie für Sport und Gesundheit